3.3 Diabetes am Auge
Diabetes mellitus ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Störung des Stoffwechsels von Zucker gekennzeichnet ist. Es kommt hierbei zu hohen Konzentration von Glukose (Zucker) im Blut, einer sogenannten Hyperglykämie. Das kann verschiedene Auswirkungen auf das Auge haben.
Veränderungen der Brechkraft:
Durch schwankende Blutzuckerwerte kann zum Beispiel die Refraktion des Auges schwanken. Durch veränderte Blutzuckerspiegel im Gewebe strömt mal mehr und mal weniger Wasser in Hornhaut und Linsengewebe ein, sodass es zu einer Änderung der Brechkraft dieser Medien kommen kann. Bei schwankendem Blutzuckerspiegel können also auch die Brillenwerte schwanken.
Diabetische Retinopathie:
Eine der schwerwiegendsten Komplikationen von Diabetes ist die diabetische Retinopathie, eine Augenerkrankung, die durch langfristige Diabetes verursacht wird. Durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel werden hierbei Schäden an den Blutgefäßen verursacht, die die Netzhaut versorgen.
Was passiert bei der diabetischen Retinopathie am Auge?
Die hohen Blutzuckerwerte bei Diabetes schädigen die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut, was zu einer Schädigung der Blut-Hirn-Schranke und zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren führt. Diese Schädigung führt zu einer Störung der Blutversorgung der Netzhaut und zur Freisetzung von Wachstumsfaktoren, die die Entwicklung von neuen Blutgefäßen fördern. Diese neuen Blutgefäße sind jedoch instabil und undicht und können zu Blutungen und Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut führen.
Eine zentrale Flüssigkeitseinlagerung direkt an der Stelle des schärfsten Sehens, der Makula, nennt man auch Makulaödem. Hierdurch kann es rasch zu einer Sehverschlechterung kommen.
Welche Beschwerden hat der Patient?
Die Symptome von diabetischen Augenkrankheiten können von Person zu Person unterschiedlich sein. Einige Menschen mit diabetischen Augenkrankheiten haben möglicherweise keine Symptome, während andere eine Verschlechterung ihres Sehvermögens bemerken können. Auch die Art der Symptomatik ist vielseitig. Zu den häufigsten Symptomen von diabetischen Augenkrankheiten gehören zum Beispiel verzerrtes oder verschwommenes Sehen, Flecken oder Schattensehen im zentralen Gesichtsfeld oder Schwierigkeiten beim Fokussieren und Sehen von Dingen in der Nähe oder Ferne.
In einigen Fällen können diabetische Augenkrankheiten auch zu schwerwiegenden Symptomen führen, wie zum Beispiel einem plötzlichen Verlust des Sehvermögens. Diese Symptome sollten umgehend von einem Arzt untersucht werden.
Diagnostik und Befunde
Die Diagnostik der diabetischen Retinopathie umfasst verschiedene Untersuchungen, um Veränderungen in der Netzhaut des Auges bei Patienten mit Diabetes mellitus zu erkennen. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und das Sehvermögen zu erhalten.
Eine Augenuntersuchung mit medikamentöser Pupillenerweiterung ist der wichtigste Schritt bei der Diagnose der diabetischen Retinopathie. Hierbei wird die Netzhaut eingehend untersucht, um Veränderungen zu identifizieren. Zu den typischen klinischen Befunden bei diabetischer Retinopathie gehören Mikroaneurysmen, Blutungen in der Netzhaut, Exsudate und Schwellungen der Netzhaut.
Eine Fluoreszenzangiographie kann ebenfalls durchgeführt werden, um Veränderungen in der Durchblutung der Netzhaut zu erkennen. Hierbei wird ein Farbstoff in die Vene injiziert, um die Blutgefäße in der Netzhaut sichtbar zu machen und Veränderungen in der Durchblutung der Netzhaut zu erkennen.
Eine optische Kohärenztomographie (OCT) kann verwendet werden, um Schwellungen oder Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut zu erkennen und den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen. Hierbei wird mithilfe von Lichtstrahlen ein dreidimensionales Bild der Netzhaut erzeugt.
Untersuchungen des vorderen Augenabschnittes an der Spaltlampe ohne Pupillenerweiterung sind ebenfalls manchmal sinnvoll, insbesondere um neue, ungesunde Blutgefäße an der Regenbogenhaut oder im Kammerwinkel aufzuspüren. Bei fortgeschrittener diabetischer Retinopathie kann es durch unkontrolliertes Gefäßwachstum zur Einsprossung von Blutgefäßen in die Regenbogenhaut und den Kammerwinkel kommen. Im Kammerwinkel fließt das Augenwasser ab, sodass es bei dortiger Abflussblockade durch krankhafte Blutgefäße zu einer Augeninnendruckerhöhung kommen kann. Daher ist auch eine Augendruckmessung bei Diabetischer Retinopathie sinnvoll.
Des Weiteren sollte natürlich regelmäßig die Sehkraft überprüft werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine regelmäßige Augenuntersuchung durch einen Augenarzt wichtig ist, um Veränderungen der Netzhaut frühzeitig zu erkennen und eine angemessene Behandlung zu ermöglichen.
Neben der augenärztlichen Untersuchung ist natürlich auch eine regelmäßige Überwachung des Blutzuckerspiegels und der Blutdruckwerte durch den Internisten oder Hausarzt unverzichtbar, um das Risiko für die Entwicklung einer diabetischen Retinopathie zu reduzieren.
Therapie:
Die Therapie der diabetischen Retinopathie hängt von der Schwere der Erkrankung ab.
Bei einer milden diabetischen Retinopathie reicht es oft aus, den Blutzucker zu kontrollieren und zu normalisieren. Durch eine gute Blutzuckereinstellung kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden.
Bei einer mittelschweren diabetischen Retinopathie können Laserbehandlungen eingesetzt werden. Schlecht durchblutete Netzhautstellen, die durch den Mangel an Sauerstoff (Hypoxie) Botenstoffe und Wachstumsfaktoren für das Wachstum ungesunder Gefäße freisetzen, werden hierbei mit dem Laser gezielt behandelt. Der Sauerstoffbedarf dieser Netzhautstellen wird damit gesenkt, weshalb auch weniger Botenstoffe freigesetzt werden. Hierdurch sollen das Gefäßwachstum aufgehalten und Schäden an der Netzhaut minimiert werden.
Eine fortgeschrittene diabetische Retinopathie kann auch eine Injektion von Medikamenten in das Auge erfordern, um das Wachstum von Blutgefäßen zu hemmen und Entzündungen zu reduzieren. Sogenannte VEGF-Inhibitoren sind Medikamente, die die Wachstumsfaktoren für das ungesunde Gefäßwachstum abfangen und neutralisieren.
In schweren Fällen kann auch eine Operation notwendig sein, um Blutungen aus dem Glaskörper zu entfernen oder die Netzhaut wieder an ihre normale Position zu bringen.
Prävention
Es gibt mehrere Dinge, die Diabetiker tun können, um das Risiko einer diabetischen Retinopathie zu verringern. Die wichtigsten Punkte fassen wir hier für Sie zusammen:
Regelmäßige Augenuntersuchungen: Es ist wichtig, regelmäßige Augenuntersuchungen durchzuführen, um frühzeitig Anzeichen von diabetischer Retinopathie zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln. Diabetiker sollten mindestens einmal im Jahr eine Augenuntersuchung durchführen lassen, und bei bereits vorhandener diabetischer Retinopathie ist möglicherweise eine häufigere Untersuchung erforderlich.
Kontrolle des Blutzuckerspiegels: Eine gute Kontrolle des Blutzuckerspiegels kann das Risiko einer diabetischen Retinopathie verringern. Diabetiker sollten regelmäßig ihre Blutzuckerwerte überwachen und sicherstellen, dass sie innerhalb eines normalen Bereichs liegen. Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und eine medizinische Behandlung wie Insulin oder orale Medikamente können helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
Blutdruckkontrolle: Eine Kontrolle des Blutdrucks kann auch dazu beitragen, das Risiko von diabetischer Retinopathie zu verringern. Diabetiker sollten regelmäßig ihren Blutdruck messen lassen und sicherstellen, dass er innerhalb eines normalen Bereichs liegt. Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Medikamente zur Senkung des Blutdrucks können helfen, den Blutdruck zu kontrollieren.
Verzicht auf Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko von diabetischer Retinopathie sowie anderen diabetischen Komplikationen. Diabetiker sollten mit dem Rauchen aufhören oder gar nicht erst damit beginnen.
Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise kann auch dazu beitragen, das Risiko von diabetischer Retinopathie zu verringern. Diabetiker sollten regelmäßige körperliche Aktivität in ihre tägliche Routine integrieren, eine gesunde Ernährung einhalten und ein gesundes Körpergewicht aufrechterhalten.
Indem Diabetiker all diese Schritte befolgen, können sie das Risiko von diabetischer Retinopathie verringern und ihre allgemeine Gesundheit verbessern.