3.4 Bluthochdruck am Auge


 

 

Eine Schädigung des Auges und insbesondere der Netzhautfunktion durch Bluthochdruck wird auch als hypertensive Retinopathie bezeichnet. Der dauerhaft erhöhte Blutdruck schädigt hierbei zunehmend die Gefäße des Auges. Diese Schädigung kann zu Sehstörungen und sogar zum Verlust des Sehvermögens führen.


Ursachen

Einer der Hauptfaktoren für Bluthochdruck am Auge ist langjähriger, unbehandelter Bluthochdruck. Ein hoher Blutdruck kann die Wände der Blutgefäße in der Netzhaut des Auges beschädigen und zu einer Hypoxie, also einer Unterversorgung mit Sauerstoff, führen. Die geschädigten Blutgefäße können anschließend undicht werden und Blutungen oder Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut verursachen.

Ein weiterer Faktor, der die Entwicklung von hypertensiver Retinopathie begünstigt, ist Diabetes. Diabetes kann die Blutgefäße im Körper beschädigen, einschließlich derjenigen in der Netzhaut des Auges. Die Kombination von Diabetes und Bluthochdruck erhöht das Risiko für hypertensive Retinopathie zusätzlich.

Andere Faktoren, die das Risiko für Bluthochdruck am Auge erhöhen können, sind Rauchen, Übergewicht, eine ungesunde Ernährung und ein hoher Cholesterinspiegel. Rauchen kann die Blutgefäße schädigen und die Durchblutung reduzieren, was das Risiko für hypertensive Retinopathie erhöht. Übergewicht und eine ungesunde Ernährung können ebenfalls den Blutdruck erhöhen und die Gesundheit der Blutgefäße beeinträchtigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bluthochdruck am Auge durch langjährigen, unbehandelten Bluthochdruck sowie durch weitere Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung und hohe Cholesterinspiegel begünstigt werden kann. Es ist daher wichtig, ein gesundes Leben zu führen, um das Risiko für diese Erkrankung zu reduzieren.


Was sieht der Augenarzt?

Bei der Untersuchung des Auges durch einen Augenarzt können verschiedene Veränderungen an der Netzhaut festgestellt werden. Zu den typischen klinischen Befunden bei hypertensiver Retinopathie gehören verhärtete Gefäßwände und somit verstärkte Lichtreflexe auf den Netzhautgefäßen, sogenannte Kreuzungszeichen, bei denen die verhärtete Arterie bei Kreuzung über eine Vene deren Form an der Kreuzungsstelle verändert, Blutungen in der Netzhaut, sowie Exsudate, die aus den beschädigten Blutgefäßen austreten und sich als gelblich-weiße Ablagerungen in der Netzhaut zeigen.

In fortgeschritteneren Stadien können auch Schwellungen der Netzhaut und Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe um die Netzhaut herum, auch als Makulaödem bezeichnet, auftreten. Im schwersten Stadium der hypertensiven Retinopathie kommt es zu einem vollständigen Verschluss der Blutgefäße in der Netzhaut, was zu einem schweren Verlust des Sehvermögens führen kann.


Was sieht der Patient?

Die meisten Patienten mit hypertensiver Retinopathie haben zunächst keine Symptome. Gelegentlich kann ein unbehandelter Bluthochdruck jedoch Kopfschmerzen oder Flimmersehen verursachen. 

Bei Voranschreiten der Netzhautveränderungen können Sehstörungen auftreten wie dunkle, persistierende Flecken im Gesichtsfeld, Verschlechterung des zentralen Sehens oder durch Blutungen verursachtes plötzliches Sehen von schwarzen, beweglichen Punkten oder Linien (wie “Rußregen”). 

Es kann auch zu einem akuten Sehverlust von Teilen des Gesichtsfeldes oder des gesamten oder auch halben Gesichtsfeldes kommen. Ist dies der Fall, muss eine sofortige Vorstellung beim Augenarzt, besser sogar in der Augenklinik erfolgen. Es kann durch die hypertensiven Gefäßveränderungen zu einem akuten Gefäßverschluss der Netzhautgefäße gekommen sein. Ist eine Arterie verschlossen, sollte durch medizinische Maßnahmen innerhalb der ersten 4 Stunden versucht werden, die Durchblutung wiederherzustellen. Oft ist dies jedoch nicht möglich. 

Sollte ein akuter Sehverlust von Teilen oder des gesamten Gesichtsfeldes nur für kurze Zeit, also mehrere Sekunden oder Minuten auftreten, sollte dennoch eine akute ärztliche Vorstellung erfolgen. Die sogenannte Amaurosis fugax (“flüchtige Erblindung”) kann für einen kurzzeitigen Gefäßverschluss, zum Beispiel durch ein Blutgerinnsel sprechen, der sich selbständig wieder gelöst hat. Es besteht hierbei jedoch ein akutes Schlaganfallrisiko, da wir ja nicht wissen, wo das Gerinnsel hergekommen ist und ob es nicht durch dieselbe Ursache kurzfristig zu weiteren Blutgerinnseln kommen kann, die zum Beispiel einen Schlaganfall im Gehirn auslösen könnten.


Diagnostik

Eine Augenuntersuchung mit medikamentöser Erweiterung der Pupille ist der wichtigste Schritt bei der Diagnose von hypertensiver Retinopathie. Hierbei können Veränderungen der Blutgefäße und der Netzhaut identifiziert werden. 

Eine Messung des Blutdrucks ist natürlich von essentieller Bedeutung. Eventuell kann eine Langzeit-Blutdruckmessung sinnvoll sein. Je nach Symptomatik können auch weitere internistische Untersuchungen wie EKG, Ultraschalluntersuchungen des Herzens oder Blutentnahmen zur labormedizinischen Diagnostik sinnvoll sein.

Bei Verdacht auf eine fortgeschrittene hypertensive Retinopathie können weitere diagnostische Verfahren notwendig sein, wie beispielsweise eine Fluoreszenzangiographie. Hierbei wird ein Farbstoff in die Vene injiziert, um die Blutgefäße in der Netzhaut sichtbar zu machen und Veränderungen in der Durchblutung der Netzhaut zu erkennen. 


Therapie

Die Therapie bei hypertensiver Retinopathie besteht in erster Linie darin, den Blutdruck zu senken, um die Schädigung der Netzhaut zu reduzieren und das Sehvermögen zu erhalten. Eine Änderung des Lebensstils kann helfen, den Blutdruck zu senken. Dazu gehört regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen und Alkoholkonsum sowie Stressabbau. Eine solche Änderung des Lebensstils kann die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten verbessern und das Risiko von Komplikationen reduzieren.

In schwereren Fällen kann auch eine medikamentöse Therapie notwendig sein, um den Blutdruck zu senken und die Schädigung der Netzhaut zu reduzieren. Es gibt verschiedene Arten von blutdrucksenkenden Medikamenten, einschließlich Diuretika, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker und Calciumkanalblocker. Der Hausarzt oder Internist wird in Abhängigkeit von den individuellen Symptomen und dem Schweregrad der Erkrankung das am besten geeignete Medikament und die optimale Dosierung festlegen.

In fortgeschrittenen Fällen der hypertensiven Retinopathie, wie zum Beispiel bei einem Makulaödem oder vollständigen Verschluss der Blutgefäße in der Netzhaut, können spezielle Behandlungsmethoden erforderlich sein. Hierzu gehören unter bestimmten Voraussetzungen intravitreale Injektionen von Medikamenten, Laserbehandlungen und in sehr schweren Fällen eine Operation.


Prävention

Die Einhaltung eines gesunden Lebensstils und die regelmäßige Überwachung des Blutdrucks sind die wichtigsten Schritte, um das Risiko für hypertensive Retinopathie zu reduzieren. Eine regelmäßige Augenuntersuchung mit medikamentöser Pupillenerweiterung durch einen Augenarzt ist ebenfalls wichtig, um Veränderungen der Netzhaut frühzeitig zu erkennen und eine angemessene Behandlung zu ermöglichen. Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes sollten ihre Augen mindestens einmal im Jahr untersuchen lassen

Durch eine sorgfältige Prävention kann das Risiko für Komplikationen reduziert und das Sehvermögen erhalten bleiben.