3.6 Trockenes Auge


 

 

Was versteht man unter trockenem Auge? 


Das trockene Auge ist ein häufiges Augenproblem, bei dem die Augenoberfläche aufgrund unzureichender Tränenproduktion oder unzureichender Qualität der Tränenflüssigkeit nicht ausreichend befeuchtet wird.

Dies kann zu Symptomen wie Augenreizungen, Brennen, Rötungen, Fremdkörpergefühl, vermehrtem Augentränen oder verschwommenem Sehen führen. 

Das trockene Auge kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter das Altern, bestimmte Medikamente, Augenkrankheiten und Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und Klimaanlagen.


Wie viele Menschen sind davon betroffen?


Das trockene Auge betrifft weltweit Millionen von Menschen. Da viele Fälle von trockenem Auge jedoch nicht diagnostiziert werden oder auch als milde Beschwerde angesehen werden, die keine medizinische Behandlung einfordert, sind genaue Angaben zur Häufigkeit kaum möglich. Schätzungen zufolge leiden jedoch etwa 5 bis 30 Prozent der Erwachsenen an trockenen Augen. Frauen sind aufgrund von hormonellen Veränderungen häufiger von trockenem Auge betroffen als Männer, insbesondere nach den Wechseljahren. Darüber hinaus nimmt die Prävalenz von trockenem Auge mit dem Alter zu.


Symptome


Die Symptome des trockenen Auges können variieren und können sowohl mild als auch schwerwiegend sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  1. Augenreizungen: Dies kann ein Gefühl von Fremdkörpern im Auge, Jucken oder Brennen sein.
  2. Rötungen: Das Auge kann gerötet aussehen oder Blutgefäße können sichtbar sein.
  3. Verschwommenes Sehen: Eine beeinträchtigte Sicht kann bei einigen Menschen auftreten, insbesondere wenn sie längere Zeit auf einen Bildschirm schauen oder in trockenen Umgebungen arbeiten.
  4. Lichtempfindlichkeit: Einige Menschen können empfindlich auf Licht reagieren und finden, dass helle Lichtquellen ihre Symptome verschlimmern.
  5. Tränenbildung: Obwohl es sich um trockene Augen handelt, können einige Menschen übermäßig Tränen produzieren, als Reaktion auf die Reizung der Augenoberfläche.
  6. Müdigkeit der Augen: Müdigkeit und Schweregefühl in den Augen können ebenfalls ein Symptom sein.

 

Diagnostik


Es gibt mehrere Diagnoseverfahren, die von Augenärzten verwendet werden, um das trockene Auge zu diagnostizieren. Hier sind einige der häufigsten Methoden:


  1. Schirmer-Test: Dieser Test misst die Menge an Tränenflüssigkeit, die das Auge produziert, indem ein kleines Papierband in das untere Augenlid gelegt wird. Der Test kann ohne oder mit betäubenden Augentropfen durchgeführt werden. Ohne Betäubung (Schirmer 1) wird die maximal gebildete Menge an Tränenflüssigkeit unter Fremdkörperreiz durch den Papierstreifen festgestellt. Mit vorheriger Applikation von Betäubungstropfen (Schirmer 2) wird die Tränenproduktion ohne Fremdkörperreiz des Augen gemessen, die unserer alltäglichen Tränenfilmproduktion entspricht.
  2. Tränenfilmaufbruchzeit-Test oder BUT (“Break up time”): Dieser Test gibt einen anhalt über die Qualität des Tränenfilms, also nicht wie viel Flüssigkeit gebildet ist, sondern wie stabil sie das Auge benetzt. Eine fluoreszierende Farbe wird auf die Augenoberfläche aufgetragen und verteilt sich gleichmäßig mit dem Tränenfilm auf der Augenoberfläche. Die Zeit wird gemessen, bis durch Verdunstung Risse in der Farbschicht entstehen. Je länger das dauert, desto stabiler ist der Tränenfilm.
  3. Meibographie: Die Meibographie ist eine bildgebende Untersuchung, die zur Diagnose und Bewertung von Meibom-Drüsen-Dysfunktionen (MDD) eingesetzt wird. Die Meibomschen Drüsen sind kleine Drüsen im Lidrand, die das Meibum produzieren, eine ölige Substanz, die Teil des Tränenfilms ist und dazu beiträgt, den Tränenfilm zu stabilisieren und somit die Augenoberfläche zu befeuchten und zu schützen. Die Meibographie wird verwendet, um die Struktur und Funktion der Meibom-Drüsen zu beurteilen, indem sie eine hochauflösende Abbildung der Meibom-Drüsen im Lidrand erstellt. Während des Tests wird ein spezielles Gerät namens Meibograph verwendet, das eine Kamera und eine Lichtquelle enthält, die auf das Unterlid gerichtet sind. Das Gerät erzeugt dann ein Bild des Lidrandes, das auf einem Computerbildschirm angezeigt wird.
  4. Fragebögen: Einige Augenärzte verwenden auch Fragebögen, um die Symptome des Patienten zu erfassen und die Diagnose von trockenem Auge zu unterstützen.

Diese Diagnoseverfahren können in Kombination verwendet werden, um eine genaue Diagnose des trockenen Auges zu stellen. Ein Augenarzt kann auch eine umfassende Augenuntersuchung durchführen, um andere mögliche Augenprobleme auszuschließen, die ähnliche Symptome wie ein trockenes Auge aufweisen können.




Therapie


Die Behandlung des trockenen Auges hängt von der Schwere der Erkrankung ab. 

 

Tränenersatzmittel:

In milden Fällen kann die Anwendung von Tränenersatzmittel ausreichend sein, um die Augen zusätzlich zu befeuchten und die Beschwerden zu lindern. Es kann sinnvoll sein, eine Marke zu wählen, die ohne Konservierungsmittel hergestellt wird, da Konservierungsmittel manchmal zu weiteren Augenreizungen führen können. Außerdem gibt es Unterschiede in der Zusammensetzung der Augentropfen. Fragen Sie Ihren Augenarzt, welche Art von Tränenersatzmitteln bei Ihnen am sinnvollsten ist.

Lidrandhygiene:

Das trockene Auge kann durch eine Verstopfung der Liddrüsen oder zu zähes Liddrüsensekret bedingt sein. Das Sekret verbleibt in den Drüsen, anstelle ausreichend auf die Augenoberfläche sezerniert zu werden. Bakterien können sich dann in diesen verstopften Drüsen wohlfühlen und vermehren, sodass es zu einer chronischen Lidrandentzündung kommen kann, einer Blepharitis. Durch diese chronische Entzündung kommt es wiederum zu einer schlechteren Freisetzung des Sekrets aus den Drüsen. Es entsteht ein Teufelskreis. Um diesen zu unterbrechen, ist es wichtig, die Liddrüsen zu pflegen. Eine Lidrandhygiene sollte 1 bis 2 mal täglich durchgeführt werden. Mit einem warmen, sauberer Waschlappen, feuchten Wattepads unter einer speziellen Wärmebrille, oder einem Gesichtsdampfbad sollten die Augenlider 5 bis 10 Minuten angenehme Wärme und Feuchtigkeit aufnehmen. Das Sekret in den Liddrüsen verflüssigt sich hierdurch und Verstopfungen der Drüsenausführungsgänge können sich lösen. Um den Effekt zu verstärken, sollte dann eine vorsichtige Massage der Augenlider bei geschlossenen Augen in Richtung der Lidränder / in Richtung der Wimpern erfolgen. Dies kann entweder mit einem gut gewaschenen Finger oder einem Wattestäbchen erfolgen. Sollten Vorerkrankungen der Augen bestehen oder Operationen an den Augen durchgeführt worden sein, sprechen Sie zuvor jedoch unbedingt mit Ihrem Augenarzt.

Punctum Plugs:

Eine weitere Behandlungsoption bei fortgeschrittenem trockenen Auge ist die Blockierung der Tränenkanäle mit sogenannten Punctum Plugs, um die Tränenflüssigkeit länger im Auge zu halten. Die Tränenflüssigkeit des Auges wird am unteren nasalen Lidrand gesammelt und fließt über die Tränenpünktchen in die Tränenwege und schließlich in die Nase ab. Es werden kleine “Stöpsel” in die Tränenpünktchen gesetzt, um diesen Abflussweg zu blockieren. Punctum Plugs gibt es zum Beispiel aus Silikon oder auch aus Stoffen, die sich nach einiger Zeit selbst wieder auflösen.



Prävention


Neben der Behandlung können auch bestimmte Verhaltensweisen helfen, das trockene Auge zu lindern oder zu verhindern. Dazu gehört, regelmäßig Pausen einzulegen, wenn man längere Zeit auf einen Bildschirm schaut, um die Augen zu entspannen und häufiger zu blinzeln, um die Augen zu befeuchten. Auch das Vermeiden von Umweltfaktoren wie Rauch und staubigen Räumen kann helfen. Ausreichendes Trinken, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, Vermeidung von Stress und ausreichend Schlaf sind weitere wichtige Faktoren, die sich positiv auf die Benetzung unserer Augen auswirken. Ebenfalls ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig. Auf eine ausreichende Aufnahme an Omega-3-Fettsäuren und Vitamin A  sollte insbesondere geachtet werden. 


Es ist wichtig, bei Symptomen des trockenen Auges einen Augenarzt aufzusuchen, um die Ursache der Erkrankung zu ermitteln und eine geeignete Behandlung zu empfehlen. Indem man gute Augenhygiene praktiziert und auf seine Augengesundheit achtet, kann man das Risiko von Augenproblemen wie dem trockenen Auge verringern.